Elektrofachkraft werden: EFKffT bei SGD und Fernlehrinstitut Dr. Robert Eckert

Nicht jeder, der bei seiner Arbeit mit der Installation oder Wartung von Elektrik zu tun hat braucht zwangsläufig eine Elektriker-Ausbildung bzw. einen „großen Elektroschein“, um geringfügigere elektrische Arbeiten norm-, sicherheits- und rechtskonform umzusetzen. Neben einer Berufsausbildung gibt es auch Weiterbildungsmöglichkeiten, um Elektrofachkraft zu werden. 

In diesem Artikel möchte ich für euch die Qualifikationen „Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten IHK“ von der Studiengemeinschaft Darmstadt und „Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten“ des Fernlehrinstituts Dr. Robert Eckert detailliert vergleichen, um zwei Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man per Fernstudium Elektrofachkraft mit „kleinem Elektroschein“ wird. Was die genauen Unterschiede mit/ohne IHK-Zertifikat sind, welche Inhalte über die Zeiträume der Ausbildungen vermittelt werden, wieviel diese jeweils kosten und wo sie beruflich hinführen, erfahrt ihr also hier.

Elektrofachkraft - Begriffsdefinitionen und Grundlagen

Eine Elektrofachkraft (EFK) ist eine Person, die aufgrund ihrer fachlichen Ausbildung, Kenntnisse und Erfahrung elektrische Gefährdungen erkennen, beurteilen und beseitigen kann, insbesondere wenn es darum geht Anlagen oder Geräte sicher zu installieren, zu warten und zu reparieren. Die Qualifikationen zur Elektrofachkraft sind durch die Normen DIN VDE 1000-10 und DGUV Vorschrift 3 geregelt. 

Der „große Elektroschein“ erlaubt dahingehend umfassende Arbeiten an elektrischen Anlagen und ist für Personen gedacht, die im Arbeitsalltag tiefgehende elektrotechnische Kenntnisse benötigen, umfangreiche Aufgabenbereiche abdecken und dabei die Verantwortung für die elektrische Sicherheit im Betrieb übernehmen müssen.

Die Ausbildung zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten (EFKffT, auch „Elektrotechnik für Nichtelektriker“) richtet sich dagegen an Personen, die im Alltag spezifische elektrische Arbeiten in einem kleineren, klar definierten Bereich ausführen. Die Inhalte der Weiterbildung basieren im Wesentlichen auf der DGUV Vorschrift 3, die Sicherheits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen bei Arbeiten an elektrischen Anlagen regelt. Diese Qualifikation ermöglicht es beispielsweise Fachkräften aus anderen Bereichen als der Elektrotechnik, ihre Arbeit im Umgang mit Elektrik sicher und rechtskonform auszuführen. 

Der „kleine Elektroschein“ ist also auf festgelegte, spezifische Tätigkeiten begrenzt und ist eher für Personen geeignet, die in Einklang mit den Sicherheits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen weniger komplexe, aber klar definierte elektrische Arbeiten übernehmen​ müssen​.

Die Einschränkungen der Tätigkeiten einer EFKffT fasst der VDE Verlag wie folgt zusammen:

Folgende Arbeiten sind nicht erlaubt:

• Montage und Inbetriebnahme von Beleuchtungs-, Schutzkontakt- und CEE-Steckdosen-Stromkreisen,
• Prüfen von Arbeitsmitteln,
• Stromkreise bilden in Verteileranlagen,
• Montage und Inbetriebnahme von Baustromanschlüssen gemäß DIN VDE 0100 Teil 704,
• Auswahl elektrischer Betriebsmittel gemäß DIN VDE 0100 Teile 5xx,
• Errichten elektrischer Anlagen gemäß DIN VDE 0100 Teile 7xx

Die Anbieter im Kurzportrait: sgd & Fernlehrinstitut Dr. Robert Eckert

Die Studiengemeinschaft Darmstadt ist einer der traditionsreichsten und größten privaten Anbieter von Fernlehrgängen in Deutschland. Seit der Gründung zählt das Bildungsunternehmen über 1.000.000 Kursteilnehmer. Derzeit nutzen rund 60.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen pro Jahr das Angebot der sgd. Neben der persönlichen und individuellen Studienbetreuung der Lernenden setzt das Fernlehrinstitut bereits seit Jahren auf moderne Technologien in der Fernlehre, so zum Beispiel auf mobiles Lernen, den eigenen Online-Campus oder Lernvideos. Die sgd bietet über 300 staatlich zugelassene Fernkurse zur beruflichen und persönlichen Weiterbildung, u.a. in den Bereichen Allgemeinbildung, Sprachen, Gesundheit, Wirtschaft und Technik.

Das Fernlehrinstitut Dr. Robert Eckert ist eine gemeinnützige GmbH und Teil der Dr. Robert Eckert Schulen AG mit Sitz in Regenstauf, Bayern. Seit 1983 bieten die Eckert Schulen Weiterbildung im Fernunterricht an. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Technik, Wirtschaft sowie Hotel und Gastronomie. Die Erfahrung der Eckert Schulen in der Vollzeitausbildung wird dabei in den Fernlehrbereich übertragen. Kurse des Fernlehrinstituts beinhalten häufig eine Anzahl Präsenztage - für Praxisübungen und zur Prüfungsvorbereitung, aber auch damit Teilnehmer und Dozenten sich kennenlernen.

Und das sind die beiden Kurse, um die es im Folgenden gehen soll:

Elektrofachkraft EFKffT - Anforderungen und Voraussetzungen

Um an der Weiterbildung zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten (IHK) bei der Studiengemeinschaft Darmstadt teilzunehmen braucht ihr:

• eine abgeschlossene Berufsausbildung ODER
• eine entsprechende berufliche Tätigkeit und grundlegendes technisch-mathematisches Verständnis

Technisch wird folgende Ausstattung für die Teilnahme benötigt:

• Internetzugang mit aktuellem Browser
• Empfehlung: Nutzung der sgd-App am Handy in Verbindung mit PC bzw. Laptop oder Tablet

Die Voraussetzungen des Fernlehrinstituts Dr. Robert Eckert lauten ähnlich und wie folgt:

• eine Abgeschlossene Berufsausbildung ODER
• eine gleichwertige Tätigkeit,
• die Ausbildung bzw. Tätigkeit muss für die festgelegten Tätigkeiten durch eine zusätzliche Ausbildung im elektrotechnischen Bereich ergänzbar sein
• solide Grundkenntnisse im Bereich der Bedienung von Office-Programmen

Und auf der technischen Seite:

• PC mit Internet-Zugang

Eine abgeschlossene Ausbildung ist für die Teilnahme also bei beiden Anbietern nicht zwingend erforderlich - eine berufliche Tätigkeit bzw. berufliche Erfahrung, welche in Zusammenhang mit der Weiterbildung steht, dagegen schon. Auch die Basics von Mathe und Technik solltet ihr mitbringen.

EFKffT - Elektrofachkraft-Ausbildung und Kursinhalte

Die beiden Ausbildungen zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten per Fernstudium unterscheiden sich sowohl in ihrer Dauer, in ihrer inhaltlichen Struktur als auch vom möglichen Abschluss.

Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten (IHK) bei der sgd

Die Weiterbildung zur EFKffT mit IHK-Abschluss bei der Studiengemeinschaft Darmstadt dauert 9 Monate. Dafür müsst ihr etwa 5 Stunden pro Woche einplanen. Dabei handelt es sich um die Empfehlung der sgd - die Gesamtdauer kann hier bei Bedarf verkürzt oder auf bis zu 14 Monate verlängert werden. 

Das Lehrmaterial umfasst hier 11 Studienbriefe. Der Kurs ist auch entsprechend umfangreich:

• Grundlagen der Elektrotechnik
• Wechsel- und Drehstrom, Netzformen, Potenzialsausgleich
• Stromunfall, Sicherheitsregeln und Verantwortung im Betrieb, Schutzmaßnahmen und deren Prüfung
• Stützkursmaterialien zu Bruchrechnen, Potenzen, Wurzeln, Zahlensystemen, Gleichungslehre, Funktionen und Grundlagen der Mathematik
• Dimensionierung von Leitungen für feste Installation in Gebäuden

Es gibt bei der SGD spezialisierte Inhalte für zwei Typen von Elektrofachkräften:

• Typ A konzentriert sich auf die Montage, Wartung und Instandsetzung elektrischer Einrichtungen von Industriemaschinen,
• während Typ B sich auf die Gebäudetechnik und Veranstaltungstechnik fokussiert​.

Zusätzlich finden im Kurs zwei Seminare statt, von denen mindestens das Online-Seminar zum Abschluss der Weiterbildung und zusätzlich das Präsenzseminar für das IHK-Zertifikat besucht werden muss:

• ein kostenfreies Theorie-Webinar mit 28 Unterrichtseinheiten
• ein Praxis-Seminar für die Fachrichtung „Montage, Wartung“ mit 40UE - im IHK-Bildungszentrum Bergstraße oder IHK-Bildungszentrum Erbach

Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten am Fernlehrinstitut Dr. Robert Eckert

Die Weiterbildung zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten nach DGUV 3 am Fernlehrinstitut Dr. Robert Eckert dauert 4 Monate, bei einem Aufwand von etwa 60 Stunden insgesamt für die Weiterbildung und etwa 3,5 Wochenstunden zur Bearbeitung des Kurses.

Die Kursinhalte werden in 3 Lehrbriefen vermittelt und umfassen naturwissenschaftliche Grundlagen, Fachtheorie und Fachpraxis:

• Naturwissenschaftliche Grundlagen
• Fachtheorie: Schutz vor elektrischem Strom
• Fachtheorie: Einschlägige DIN VDE-Normen
• Fachpraxis mit Laborübungen: Messungen
• Fachpraxis mit Laborübungen: Verdrahtungen
• Fachpraxis mit Laborübungen: Prüfung elektrischer Anlagen und Geräte

Der Kurs beinhaltet zudem 6 Tage Präsenzunterricht am Fernlehrinstitut.

Ablauf der Weiterbildung am Beispiel der Studiengemeinschaft Darmstadt

Interessierte können sich jederzeit anmelden, an 365 Tagen im Jahr, entweder per Post oder online. Nach der Anmeldung erhalten die Teilnehmer ein Startpaket, das den Zugang zum Online-Campus beinhaltet. Sie haben die Möglichkeit, den Kurs vier Wochen lang zu testen.

Die Weiterbildung ist so gestaltet, dass die Teilnehmer an jedem Ort und zu jeder Zeit lernen können. Das Lernen erfolgt mit dem Medienmix der sgd, der verschiedene Lernmaterialien und -formate umfasst. Teilnehmer bearbeiten und verschicken zu jedem der Studienbriefe Einsendeaufgaben. Dies kann entweder per Post oder digital erfolgen. Die Prüfungsvorbereitung erfolgt durch spezielle Veranstaltungen und zusätzliche Lernmedien.

Nach erfolgreichem Lösen der Einsendeaufgaben erhalten die Teilnehmer ein sgd-Abschlusszeugnis. Das IHK-Zertifikat wird nach der Teilnahme an Theorie-Webinar und Praxis-Seminar sowie dem Bestehen des IHK-Zertifikatstests verliehen.

Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten

Die Kosten für die Weiterbildung zur Elektrofachkraft IHK betragen bei der Studiengemeinschaft Darmstadt ab 219 € monatlich und insgesamt ab 1971 €.

Die Weiterbildung zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten nach DGUV 3 beim Fernlehrinstitut Dr. Robert Eckert kostet ab 399 € monatlich, insgesamt ab 1596 €.

Im Falle des Kurses der sgd besteht die Finanzierungsmöglichkeit über Bildungsgutscheine (nach AZAV).

Beruflicher Kontext & Aussichten als Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten

Wie eingangs erwähnt, ist der Umfang der zugewonnenen Befugnisse nach der EFKffT-Ausbildung begrenzt, aber je nach Ausgangslage und beruflichem Kontext der Anwendung variabel.

Der Fokus liegt ganz klar auf der Einhaltung von Sicherheitsaspekten und Gesundheitsschutz für Installateure, Betreiber und Anwender der elektrischen Anlagen - und das betrifft je nach Unternehmenstätigkeit und Kundenstamm sowohl Fertigungsanlagen und Elektromotoren als auch:

• Veranstaltungstechnik
• Elektro-Herde und sonstige Haushalts-Großgeräte
• Solaranlagen
• Pumpen
• Steckdosen und Beleuchtung

Die Tätigkeitsbereiche erweitern sich auf die vorgegebenen, unterwiesenen Tätigkeiten im Spannungsbereich bis 1000 V AC bzw. 1500 V DC - je nach Arbeitsanweisung und ausschließlich in deren Rahmen.

Arbeitgeber sichern sich in diesem Fall also handwerklich sowie rechtlich ab, wenn Arbeiten notwendig werden, die sich gewissermaßen an der Peripherie der eigenen Branche befinden bzw. nicht von ausgebildeten Elektrikern übernommen werden sollen.

Typische Beispiele hierfür finden sich im Handwerk:

• Sanitär-Heizung-Klima-Handwerk
• Raumausstatter-Handwerk
• Ausbauhandwerk
• Dachdeckerhandwerk
• Fassadenbau

Hierbei kommt man grundsätzlich mit beiden Weiterbildungen ans Ziel. Das IHK-Zertifikat ist dabei natürlich inhaltlich und perspektivisch (für Bewerbungen) der prägnantere Abschluss der beiden Ausbildungen.

Fazit

Die „Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten“ ist also eine Ausbildung für alle, die im Arbeitsalltag keine vollständige Elektriker-Ausbildung benötigen, aber im Rahmen der Gesundheitsschutz- und Sicherheitsvorschriften elektrische Arbeiten durchführen wollen oder müssen.

Auf die beiden Einsatzbereiche in Industrie und Handwerk geht die Weiterbildung bei der Studiengemeinschaft Darmstadt mit ihren zwei Varianten gesondert ein und bietet einen IHK-Abschluss. Der Kurs des Fernlehrinstituts Dr. Robert Eckert hält es dagegen im kleineren Rahmen strikt nach den Anforderungen der DGUV 3, ist dadurch auch wesentlich schneller abgeschlossen und etwas günstiger.

Als Elektrofachkraft hat man in beiden Fällen mit dem „kleinen Elektroschein“ zwar einen eingeschränken Tätigkeitsbereich - nichtsdestrotrotz erhält man eine Ausbildung, die einen konkreten Bedarf erfüllt und auf der man aufbauen kann, z.B. mit anderen Weiterbildungen oder Aufstiegsfortbildungen im Bereich Technik & Handwerk.

• Weiterbildung
• Beruf & Karriere
• Elektrotechnik